Ronny Zeisberg - Shooting ohne Grenzen!


Willst du deine Grenzen testen, dann triff einen, der keine kennt.

Ich treffe RONNY ZEISBERG von Wieglas, den Fotografen, der  Bögen überspannt. Der aus Menschen Kunstwerke formt. Der Realitäten in Wahnsinn verwandelt. Der in Abgründen Schönheit und Tiefe entdeckt, und der in Brüchen etwas Animalisches       bewundert. 

Er ist dunkel, manchmal ziemlich schwarz. Die Szene, in der er sich bewegt, hat mir zu wenig Licht, doch in Berührung mit dieser zu kommen, für ein paar Stunden Inszenierung - das kickt.  

 

Mein Kopfkino läuft gefühlte 2 Stunden, ich ahne nicht im Ansatz, worauf ich mich da eingelassen. Ich tanze durch mein Atelier und suche meine Souveränität. Ich, die großkotzig auf sein Angebot / seine Einladung zu einem Shooting sagte, ich sei locker, er solle ruhig mal machen.

Dann ist er da. Welch eine Erscheinung! Ein Punk, der die Ruhe nur so weg hat. Seine Ohrlöcher so groß, als passte mein Daumen hindurch. Ich werfe mich in meinen ersten Fummel. Startschuss! Wieglas in seinem Element! Nicht labern, einfach tun!

Augen zu, damit er mir was auf die Lider spachteln könne. Farbe.

Kopfkino nimmt Ausmaße an.

 

Aus dem Nichts und ohne Warnung sprüht er mir zuvor 'n halben Liter Wasser aufs Gesicht, aufs Dekolletee, auf Hals und Nacken. Ich spüre und schmecke, wie Farbe zerläuft und eine Straße über meine Wangen streich(el)t. Langsam bahnt sich diese Suppe ihren Weg auch über meine Brüste.

Ronny tanzt um mich herum, ich starre in die Linse. Kann mich spiegeln sehen und erkenne meine Augenränder... wie Spinnen. Irgendwie geil. 

 

Das Shooting hat nicht annähernd seinen Höhepunkt erreicht. Ich solle schöööön alles über mich ergehen lassen und mich ERFAHREN! 

Ich lege mich auf eine meiner Leinwände, die Hände unterm Steiß. „Augen zu!“ befiehlt er mir. Jetzt nieselt irgendwas von oben. Wie Staub, der meine Poren verschließt. Es ist so still im Raum, dass ich ihn hören kann, den Staubregen auf Haut. Knips, knips, drappier, drappier….zupf zurecht…

Ortswechsel. Ich greife in mein Haar, das keins mehr ist. Ich sage fast flehend: "Wenn ich schreie, ist es vorbei, ok?"

 

Ich schreie! Aber vorbei ist gar nichts. Im Gegenteil - es geht erst richtig los!

Outdoor. Wir springen über still gelegte Gleise, dann lege ich mich ins Gestrüpp. Picke Glasscherben aus dem Boden und schicke ein paar Käfer ins Exil. "Augen zu!"

Meine Augen - schwer wie Blei, verklebt wie Kleister. Meine Kontaktlinsen - mittlerweile farblich getönt, doch ich... mach einfach weiter, lass geschehen, lass mich ein. Ronny kann sich niemand entziehen! Ich wage nicht mal mehr, zu schreien. 

Das ist, als seist du aufm Trip! Als hättest du dir irgend so ne Pille eingeworfen, die dein 'stinknormales' Leben auf den Prüfstand holt. Abgeschnitten von Konform und Konvention. 

Mein Gesicht auf Stein, mein Bauchkleid mit der Erde vereint, Gras und Dreck. Diese Entdeckungen, Empfindungen – als verliere ich gerade meine Unschuld. Welche nur...?

Dann folgt der letzte Streich. Ich - der Avatar aus "Avatar", so blau, so traumhaft schön entstellt. Ronny hat ganze Arbeit geleistet. Seine Hingabe für Brüche, seine klaren Vorstellungen und intuitiven Handlungen - filmreif! Die Gesichter vor seiner Kamera - Leinwände, Projektionsflächen seiner Fantasien.

 

Ich werfe mich in meinen letzten Fummel und er mischt irgendwas zurecht. Seine Finger gleiten durch den nassen Ton, bevor sie mein Gesicht beschmieren. Ich genieße, als handle es sich um eine Schönheitsmaske ... 

Als der letzte Klumpen Matsch auf mir erhärtet, soll ich Mimiken machen. Der Ton bricht auf und ich entschlüpfe. Mein Kokon, er platzt und ich … aus ihm empor... als ein mir unbekanntes Wesen. Ich kann mich nicht erinnern - bin ich noch ICH?

 

5 Stunden später. Vorbei. Ich scheue mich, die Kunst von mir zu waschen, doch muss es sein. Wenn... es nur funktionieren würde! Mit einem 'Camouflage-Gesicht' sitz ich im Auto nach Hause. Nach diesem Trip hat man den Mut für sich gepachtet! 

250 Bilder sichten wir bei mir, und er? Fragt nur: „Wann machen wir weiter!?“ 

 

Ronny - Fotograf und noch viel mehr. Filme dreht er auch und führt Regie. Schon heute ist er einer der ganz Großen – Liga Stone und Tarrantino, denn er ist Nische, niemals Mainstream. Und ich werde immer behaupten können, mal eines seiner Werke gewesen zu sein! 

 

Anm: „Da ist die Welt, sie steigt und fällt. Und rollt beständig, klingt WIE GLAS – wie bald bricht das!“ (Goethes Faust)

 

Vollrausch!

wieglas.de 

Mein Musikvideo, Regie: Wieglas, Ronny: https://www.youtube.com/watch?v=VMlfvTOxHL8