Conni meets Eddy Kante.

Wer mich kennt, weiß: ich liebe besondere Stimmen! Eine von ihnen darf ich gleich lauschen. Gehörend einem Berg von Mann: Eddy Kante. Ich will am liebsten NUR hören, daher Fragen stellen, auf die der Eddy seeeehr laaang antworten muss… in seinem Ruhrpott-Slang mit Reibeisenflair. 

„Hömma, Goldstück....!“ - „Jaaaa, Meister Kante?“

 

Mit 20 wäre ich ihm weniger gern begegnet, da lebte er noch, wie er aussieht. Doch auch die (Schwerver)Brecher kommen in die Jahre, und werden sie erst Väter, transformiert sich das 'Böse' in etwas Anschmiegsames, Weiches und Beschützendes. Zärtlichkeit? Nun ja, nicht übertreiben!

 

Begegnet war ich ihm auf seiner Lesung. Mich hatte nicht interessiert, was da mit Udo (Lindenberg) war und all den Schlagzeilen, die bereits die Presse zig mal ausgespuckt. ICH wollte diesen Ex-Bodyguard einfach so mal unter die Lupe nehmen - seine Ecken und KANTEn. 

Auf der Lesung waren mir die Tränen gekommen: „Die Arme meiner Mutter waren wie Asphalt...“. BOAH!

 

Gewaltgeschichten sind nicht neu, doch irgendetwas berührte mich bei Kante, dass ich ihn mir nach dem Schlusspfiff nach der Lesung greifen musste.

Und heute sitzt er hier bei mir.

 

Sein Buch: Wer Krimi-Vitas mag, kriegt ungestreckten Stoff. Drama statt Kitsch, Gewalt statt Streicheleinheiten, schlichtweg... alles fernab Märchenalltag:

 

Aufgewachsen bei der Tante (seine Rettung), die Eddys gewohnte Brutalität (im Elternhaus) gegen liebevolle Regeln austauscht. Der spannende große Rest steht in dem Buch „In meinem Herzen kocht das Blut...“

Kante, dessen Finger-Schmuck Vitrinen füllen, und dessen Tattoos Wandtapeten ersetzen könnten, erzählt mir:

Vom Jugendstrafvollzug! Einschüchtern habe er sich niemals lassen, von NICHTS und NIEMAND! - 

 

Man liest ihm seinen Kampf(geist) vom Gesicht ab, wie einst auch Udo Lindenberg, der den Kante als Bodyguard will. 

Selbst Eddys weitere Haftstrafe ändert nichts an der Zusammenarbeit und schnell wachsenden Freundschaft zwischen den zwei Unikaten.

„Ich lebte Udos Leben!“

Rund 16 Stunden täglich meistern Kante & Lindenberg Arbeit und Privates. 33 Jahre lang, dann... ist Schluss.Verstehen werden das nur Insider. 

Als Kante den Sachverhalt kurz anschneidet, werden die Narben auf seiner Seele sichtbar.   

 

Kante, *8.10.59, ein Waage-Bub in Hagen. Mehr gelebt als geliebt, mehr gerockt als gebetet, mehr verloren als gewonnen, aber heute… endlich FREI!

„Ja, ich mach mein Ding!“ - ich dreh den Song mal eben volle Kante auf. Wir singen im Duett. Klingt gar nicht schlecht.

 

Eddys Hornhaut ist dick, sein Herz vernarbt, kugelsicher sein Panzer. Als er von seinen Kindern spricht, pocht sein Herz durch die Jacke. 

Außer um den Nachwuchs fürchtet er um nichts. 

Immerhin könne er heute mit 'Anstand' und 'Gesetz' mehr anfangen als in jungen Jahren, die nur zum ‚Austoben‘ gedacht schienen - sogar in kleinen Fernsehrollen ( neben 'Bella Block' und 'Helge Schneider'). Seine Freunde außerhalb der Bühne? Becker, Maffay, Lindemann u.a.. 

 

Sein Zuhause? „Jahrelang im Hotel Atlantik - halt stets an Udos Seite. HEUTE sinds bescheidene 50qm für so viel Mann. 

Und seine Zukunft? „Gehört Malta!“ Seine Gegenwart? Seinem weltberühmten Kartoffelsalat, deren Rezept er niemals verraten würde!

Und Thema Alkohol?

„Vielleicht kannst du MIT ihm leben, aber niemals VON ihm!“

 

Die Stunde ist um, die Tassen sind leer, seine Stimme auf meinem Handy gesichert. Ich will ihn unbedingt noch einmal lesen hören. Bis dahin aber will ich ihn auf einer seiner verruchten Kiez-Touren erleben, bei denen er ahnungslose Touris durch Gassen mit Geschichten rund um Sex, Drugs, Rockn Roll führt.  

 

"Conni? Falls du Bock hast, nehm' ich dich mal mit... auf meinem heißen Ofen!"

Gröl!

Ich Schisser kann mir ein Nicken nicht verkneifen, sage aber erst mal nix. 

 

Eddy, pass auf dich auf. Bis bald!