Ich konnte
den Begriff nicht mal mehr buchstabieren. Er klang wie ein Fremdwort in meinem Sprachschatz:
W E L L N E S
S!
Ich hatte zwei Nächte durchgeschrieben, meine Schulter hing mir vor der Brust und mein Hals war um 20 Zentimeter
geschrumpft. STOPP!
Es ist der 13. Februar 2016. Ich gönne mir ein Wellness-Programm – ein kleines Geschenk zum vorgezogenen
Valentinstag - im stylishen ASPRIA in Uhlenhorst.
Freundlich
erklärt man mir die Wege durch den Wellness-Dschungel und bestätigt meine Anwendung.
Auf Freundlichkeit folgt Freude: meine, über das Körbchen auf dem Tresen, bis oben hin gefüllt mit weichen Handtüchern und einem gemütlichen Bademantel!
Wie ein
modernes Rotkäppchen mit meinem lila Körbchen durchquere ich die Schranke am Empfang. Schwere Vorhänge vermitteln Gemütlichkeit und HOME. Welch einladende
Wohnzimmer-Atmosphäre.
Mosaiksteinchen, Strukturtapeten, Gänge, viel Sicht durch große Fenster zum Außenbereich mit Liegen, Pool und finnischer
Blockhaus-Sauna. Trotz des Betriebes herrscht eine fast schon stoische Ruhe und Gelassenheit.
Ich teste
zunächst die Ruheräume, doch vermisse ich etwas: die yellowpress über Stars und Sternchen, über Kings und Queens. Ich frage nach und erfahre, dass man hier bewusst darauf verzichte, da das
ständige Umblättern bereits als Nötigung empfunden werde und bereits zum Beschweren veranlasst hätte. (Muss ich nicht verstehen, aber ich verstehe, dass hier jeder Anspruch wirklich ernst
genommen wird.)
Um 14h sind
meine Füße dran. Pediküre! Ich hatte geträumt von einer Liege, vom Einschlafen mit 'alten' Füßen und Aufwachen mit neuen, doch... diese Blase platzte, als ich auf einem Podest Platz nehmen musste
- in einem immerhin sehr geschmackvoll eingerichteten Kabinenraum. Meine Füße werden gepeelt, massiert, geölt und lackiert, bis selbst ein Babypopo in keiner Konkurrenz mehr stehen
kann.
Mit neuen schönen Füßen ziehe ich Bahnen im beheizten Außenpool (1 von 2) und kann danach den Aufguss in der finnischen Sauna kaum
erwarten.
Es füllt sich! Eine dunkelhäutige Schönheit fächert und wedelt mit ihren Kräuterästen umher, schlägt auf die glühenden Briketts und verteilt Eis aus Schalen.
Nach 9 Minuten muss ich mich geschlagen geben, bin völlig stoned von dem verbrannten Zeugs und kann leider nicht mehr Zeugin sein, wie die Madame den Rücken einiger Gäste mit den Ästen
'versohlt', als klopfe sie Teppiche aus (davon hörte ich bereits!). Draußen flüstert mir einer der 'Gepeitschten:: "Ein echter
Geheimtipp!"
Ich liege als 1,79m Pfütze am Außenpool – es tut so gut! Ich hätte das Hotel auch testen sollen, denn trotz Entspannung sehne ich mich nach einem Traumbett.
Entspannung macht eben müde, weil alles von dir abfällt.... leider nur nicht meine Pfunde!
Mein letzter
Rundgang führt mich in das Restaurant. Mein Magen knurrt wie ein schrottes Instrument. Ich gönne mir den scharfen Ingwer-Multi-Saft, dazu einen 'Caesars salad' und zum Nachspülen... einen
gesüßten Macciato!
Ich bin so
müde, dass mein Kopf die Tischplatte küssen will. Immerhin: jede Zelle meines Körpers ist wieder happy!
Habe ich
Musik vermisst? Vorhänge an breiten Liegen? Vorhängen an den Seiten für den Rückzug, inkl. wählbare Musikstation und Kopfhörer? Ja!
Ich erinnere
aber gern noch den Anblick der friedlich ruhenden Menschen, die für sich ein Plätzchen auf geschwungenen Wellness-Liegen oder in Sandsäcken am Feuerkamin gefunden hatten. Erinnere die Langsamkeit
und Stille, die mir schon fremd gewesen war.
Ich gähne
noch immer und gehe, als es draußen längst dunkel ist und romantische Lichter den Außenbereich fluten.
Ideal für 1
Tag und jeden, der sich eine Mitgliedschaft nicht leisten kann! ;-)